Tag 3
15.Juli 2025 (Warnsdorfer Hütte – Maurertörl – Essener und Rostocker Hütte):
Da es voraussichtlich ein langer Tag werden wird, hatten wir mit dem Hüttenwirt am Vorabend noch verhandelt das Frühstück von 07:00 Uhr vorzuziehen. Mehr als eine halbe Stunde gesteht er uns aber nicht zu. Trotzdem ist es fast 07:30 Uhr bis wir von der Hütte loskommen. Der Weg führt steil bergauf an einem Moränengrat entlang. Um 09:00 Uhr wird die erste Pause eingelegt. Das Wetter ist noch schön. Im oberen Teil liegt Neuschnee sodass der Weg jetzt schwer zu erkennen ist und wir etwas Zeit verlieren bis das Gamsspitzljoch kurz nach 10:30 Uhr erreicht ist.
Hier gilt es sich für den Gletschergang entsprechend zu adjustieren. Die Klettergurte werden angelegt und die Steigeisen angezogen sowie Prusikschlingen und Seilrolle griffbereit am Klettergurt befestigt. Da das erste Stück hinüber zum stark ausgeaperten Nordgrat des Maurerkeeskopfes nicht spaltig aussieht, überwinden wir diese Strecke unangeseilt. Allerdings ist der Abstieg zum Gletscher über das Blockgelände ekelhaft.
Obwohl eine Fußspur im Schnee zu erkennen ist, muss durch das Blockgelände mühsam ein Weg auf die andere Seite gesucht werden, was uns eine geschlagene Stunde kostet. Drüben angekommen ist das Anseilen jetzt unerlässlich. Die Spalten sind zum Teil gut zu sehen, was sich unter dem Neuschnee befindet muss noch erkundet werden. Zunächst beraten wir uns ob wir noch tiefer absteigen um dann in die Mitte des Gletschers einzubiegen. Die Risikoabschätzung ergibt, dass wir direkt in die Mitte queren. Die Spalten sind nicht allzu groß und so gelingt das Unterfangen.
Nun geht es auf direktem Weg zum Maurertörl (3108m). Die Fußspur ist zwar deutlich zu erkennen, trotzdem ist Spuren erforderlich und kostet entsprechend Kraft. Auch zahlreiche Spalten sind zu überqueren was höchste Konzentration und Vorsicht braucht. Ca. 100 Höhenmeter vor dem Ziel wird mein Rucksack übernommen, weil ich zu langsam geworden bin. Axel leistet Unglaubliches.
Um 14:00 Uhr erreichen wir das Maurertörl und es fängt wieder an zu regnen. Auf der Südseite zum Maurerkees muss wegen des starken Rückganges des Gletschers eine ca. 12m hohe Steilstufe abgeklettert werden. Nach anfänglicher Einschätzung, dass abgeseilt werden muss kann die Höhe aber ohne Steigeisen kletternd (UIAA 3-) überwunden werden. Am Gletscher wieder Steigeisen an, trotz der hohen Neuschneeauflage. Abgestiegen wird jedoch unangeseilt, die Spaltengefahr ist gering.
Obwohl unsere GPS-Navigationsgeräte anzeigen, dass wir auf der richtigen Spur sind, ist die Route teilweise unbegehbar und wir müssen uns zeitraubend begehbare Wege durch das gemischte Block- / Schneefeldgelände suchen. Zudem sind durch den Dauerregen die Felsen nass und rutschig. Immer wieder stehen wir vor einem meterhohen Abgrund und müssen umkehren und einen neuen Versuch starten.
Da es mittlerweile schon nach 18:00 Uhr ist als im flacheren Teil das Bachbett des Maurerbaches erreicht wird, eilen Axel und Jutta voraus um uns an der Hütte anzukündigen wo sie gegen 20:00 Uhr eintreffen. Achim folgt ihnen auf dem Fuße. Bei mir und Michael dauert es noch eine Weile, Michael hat übrigens noch zusätzlich das Seil zu schleppen. Etwa eine halbe Stunde vor der Essener und Rostocker Hütte (2207m) stellt er fest, dass sich die Sohle an einem Schuh gelöst hat. Kurz darauf kommt uns Axel entgegen und nimmt mir wieder den Rucksack ab.
Alle sind auf der Hütte völlig durchnässt und es gibt keinen ordentlichen Trockenraum. Zumindest die Schuhe werden nass bleiben. Aber wir bekommen noch zu Essen mit Suppe, Reisgericht und Waffeln zum Nachtisch. Nach dem Essen geht es sofort in die Betten. Es ist mittlerweile 22:00 Uhr vorbei.