Großvenediger Tour 2025

13.07.2025

Vom 13. bis 19.07.2025 starteten Mitglieder der Sektion zur Großvenedigertour und gerieten mit einem recht ungnädigen Wettergott aneinander.

Teilnehmer: Jutta Kreyenberg, Michael Dilgert, Achim Meissgeier, Axel Wohlfarth, Hubert Stadler

Route: Neukirchen am Großvenediger – Krimml Wasserfälle – Krimmler Tauernhaus – Warnsdorfer Hütte – Gamsspitzljoch – Maurertörl – Essener und Rostocker Hütte – Türmljoch – Johannishütte – Hinterbichl – Matrei in Osttirol – Mittersill – Neukirchen am Großvenediger

Tag 1

13.Juli 2025 (Fahrt FT – Neukirchen am Großvenediger, Busfahrt nach Krimml, Nationalparktaxi zum Krimmler Tauernhaus):

Treffen der Gruppe an der Kletterhalle kurz vor 07:00 Uhr. Zuvor hatte ich Axel zuhause abgeholt, Jutta war bereits in Kitzbühel und sollte von dort zu unserem Treffpunkt in Neukirchen, Ortsteil Sulzau, kommen.

Der Morgen verspricht einen schönen, jedoch heißen Tag. Kurz nach 07:00 Uhr brechen wir mit meinem Fahrzeug auf über Karlsruhe, Stuttgart, Ulm, München in Richtung Kufstein. Da der Verkehr sehr gut läuft legen wir in Ulm-Leipheim eine Frühstückspause ein. Das sollte sich rächen, denn in München ist alles zu. Auch das Ausweichen auf den innerstädtischen Verkehr zum „Mittleren Ring“ bringt uns nicht weiter und kostet uns eine geschlagene Stunde. An eine Mittagspause ist nicht zu denken, wir wollen doch spätestens um 14:30 Uhr in Neukirchen am Großvenediger sein. Gegen 14:00 Uhr sind wir aber erst in Kitzbühel, sodass der Zeitplan nicht mehr eingehalten werden kann. Glücklicherweise können wir telefonisch das Hüttentaxi umbestellen auf den 2.ten Fahrtermin um 17:45 Uhr und verschaffen uns so etwas Luft.

Kurz nach 14:30 Uhr erreichen wir Sulzau und nun geht die Parkplatzsucherei los, denn alle umliegenden Plätze (auch der geplante) kosten € 8,- je Tag. Uns fehlt die Einsicht so viel zu bezahlen und so finden wir an der Haltestelle der zurzeit nicht fahrbereiten „Pinzgau Bahn“ eine kostenlose Abstellmöglichkeit.

Von hier stiefeln wir den asphaltierten „Tauernradweg“ entlang nach Rosental zur Bushaltestelle von wo wir mit dem Postbus nach Krimml zu den Wasserfällen und damit zum Abfahrtspunkt unseres Hüttentaxis fahren. Der Postbus kommt pünktlich um 16:16 Uhr und keine 15 Minuten später sind wir an den Wasserfällen. Hier haben wir noch genügend Zeit die tosenden Wasser zu beobachten.

Nach einem kurzen Hinweis eines vorbeikommenden Busfahrers nehmen wir unser Gepäck auf und gehen die 100m bergab zu unserem bereitstehenden „Nationalparktaxi“ an der „Pizzeria Cascata“. Die Fahrt zum „Krimmler Tauernhaus“ dauert etwa eine halbe Stunde und da es bereits nach 18:00 Uhr ist drängt die Zeit das Gepäck auf die Zimmer zu bringen und zum Abendessen zu gehen.

Die Bergsteigerzimmer sind einwandfrei, das Essen sehr gut und die Bedienung sehr freundlich. Überhaupt, das ganze Haus ähnelt eher einem Hotel den einer Bergsteigerunterkunft. Nach dem Essen besteht Gelegenheit die Umgebung des Hauses etwas zu erkunden, denn das Wetter ist noch schön.

Tag 2

14.Juli 2025 (Krimmler-Tauernhaus – Warnsdorfer Hütte):

Um 06:00 Uhr ist Aufstehen und Morgentoilette. Da noch Zeit ist bis zum Frühstück um 07:00 Uhr wird die Umgebung um das Haus weiter erkundet. Dabei fällt auch die Pyramide des APC-Friedensweges ins Auge. Diese ist den ca. 5.000 Jüdinnen und Juden samt Kindern aus Osteuropa gewidmet die 1947 über den Krimmler Tauern nach Italien flüchteten um anschließend nach Palästina zu gelangen. Weiteres siehe „APC-Friedensweg“.

Nach einem ausgiebigen, feudalen Frühstück nehmen wir die Rucksäcke auf und machen uns um etwa 08:30 Uhr auf den Weg Richtung Warnsdorfer Hütte. Das Wetter ist schön und die Sonne brennt zeitweise ganz ordentlich. Gottseidank haben die vorüberziehenden Wolken Nachsicht mit uns. Zunächst führt der Weg auf einer Schotterstraße vorbei an mehreren Almen hinauf zur Innerkeesalm (1810m), der letzten bewirtschafteten vor dem Anstieg. Jutta hatte es eilig und wartete hier auf uns. Nachdem uns die Wirtsleute freundlich gegrüßt hatten macht ein Schild darauf aufmerksam, dass ab hier der Alpenverein Eigentümer der Straße ist. Sie führt zur Talstation der Materialseilbahn.

Kurz danach beginnt der Anstieg zur Hütte. Hier zeigt sich schon, dass mein Rucksack viel zu schwer und meine Kondition zu schwach ist. Ich hechle als Letzter der Gruppe hinterher und der Himmel zieht sich langsam zu. Eine knappe halbe Stunde von der Hütte entfernt kommen mir Axel und Michael entgegen um einen Teil des Gepäcks zu übernehmen. Kurz vor 13:00 Uhr erreichen wir die Warnsdorfer Hütte (2324m) und jetzt fängt es auch noch zu regnen an. Trotzdem übt an einem Felsen vor der Hütte weiter eine Gruppe junger Kletterer.

An eine weitere Unternehmung ist nun nicht mehr zu denken, es regnet ziemlich heftig. Daher ist eine Stärkung mittels Kaspressknödelsuppe, Frittatensuppe und Ähnlichem angesagt. Dabei lernen wir das junge und überaus freundliche Hüttenteam um Elli und Stefan Zangerl kennen.

Gegen 17:00 Uhr hört der Regen auf und die restliche Zeit bis zum Abendessen um 18:30 Uhr wird genutzt um den in Hüttennähe befindlichen Eissee aufzusuchen. Dort angekommen wird uns die ganze Dramatik des Klimawandels vor Augen geführt, denn der See ist von aalglatten Wänden der abgeschmolzenen Gletscher umgeben und auf den Restgletschern sind die Spuren der herabstürzenden Felsen zu erkennen. Dennoch gibt es für Axel jede Menge an Alpenblumen zu fotografieren und zu bestimmen.

Zurück auf der Hütte wird das sehr gute 3-Gänge-Menü eingenommen. Elli ist eine hervorragende Köchin. Nach dem Essen wird die große AV-Karte ausgebreitet und Stefan erklärt uns detailliert die Wegstrecke für morgen, den die Route führt abweichend von der in der Karte verzeichneten.

Wie bekannt ist um 22:00 Uhr Hüttenruhe, daher wird das geräumige 5-Bett-Zimmer rechtzeitig aufgesucht.

 

 

Tag 3

15.Juli 2025 (Warnsdorfer Hütte – Maurertörl – Essener und Rostocker Hütte):

Da es voraussichtlich ein langer Tag werden wird, hatten wir mit dem Hüttenwirt am Vorabend noch verhandelt das Frühstück von 07:00 Uhr vorzuziehen. Mehr als eine halbe Stunde gesteht er uns aber nicht zu. Trotzdem ist es fast 07:30 Uhr bis wir von der Hütte loskommen. Der Weg führt steil bergauf an einem Moränengrat entlang. Um 09:00 Uhr wird die erste Pause eingelegt. Das Wetter ist noch schön. Im oberen Teil liegt Neuschnee sodass der Weg jetzt schwer zu erkennen ist und wir etwas Zeit verlieren bis das Gamsspitzljoch kurz nach 10:30 Uhr erreicht ist.

Hier gilt es sich für den Gletschergang entsprechend zu adjustieren. Die Klettergurte werden angelegt und die Steigeisen angezogen sowie Prusikschlingen und Seilrolle griffbereit am Klettergurt befestigt. Da das erste Stück hinüber zum stark ausgeaperten Nordgrat des Maurerkeeskopfes nicht spaltig aussieht, überwinden wir diese Strecke unangeseilt. Allerdings ist der Abstieg zum Gletscher über das Blockgelände ekelhaft.

Obwohl eine Fußspur im Schnee zu erkennen ist, muss durch das Blockgelände mühsam ein Weg auf die andere Seite gesucht werden, was uns eine geschlagene Stunde kostet. Drüben angekommen ist das Anseilen jetzt unerlässlich. Die Spalten sind zum Teil gut zu sehen, was sich unter dem Neuschnee befindet muss noch erkundet werden. Zunächst beraten wir uns ob wir noch tiefer absteigen um dann in die Mitte des Gletschers einzubiegen. Die Risikoabschätzung ergibt, dass wir direkt in die Mitte queren. Die Spalten sind nicht allzu groß und so gelingt das Unterfangen.

Nun geht es auf direktem Weg zum Maurertörl (3108m). Die Fußspur ist zwar deutlich zu erkennen, trotzdem ist Spuren erforderlich und kostet entsprechend Kraft. Auch zahlreiche Spalten sind zu überqueren was höchste Konzentration und Vorsicht braucht. Ca. 100 Höhenmeter vor dem Ziel wird mein Rucksack übernommen, weil ich zu langsam geworden bin. Axel leistet Unglaubliches.

Um 14:00 Uhr erreichen wir das Maurertörl und es fängt wieder an zu regnen. Auf der Südseite zum Maurerkees muss wegen des starken Rückganges des Gletschers eine ca. 12m hohe Steilstufe abgeklettert werden. Nach anfänglicher Einschätzung, dass abgeseilt werden muss kann die Höhe aber ohne Steigeisen kletternd (UIAA 3-) überwunden werden. Am Gletscher wieder Steigeisen an, trotz der hohen Neuschneeauflage. Abgestiegen wird jedoch unangeseilt, die Spaltengefahr ist gering.

Obwohl unsere GPS-Navigationsgeräte anzeigen, dass wir auf der richtigen Spur sind, ist die Route teilweise unbegehbar und wir müssen uns zeitraubend begehbare Wege durch das gemischte Block- / Schneefeldgelände suchen. Zudem sind durch den Dauerregen die Felsen nass und rutschig. Immer wieder stehen wir vor einem meterhohen Abgrund und müssen umkehren und einen neuen Versuch starten.

Da es mittlerweile schon nach 18:00 Uhr ist als im flacheren Teil das Bachbett des Maurerbaches erreicht wird, eilen Axel und Jutta voraus um uns an der Hütte anzukündigen wo sie gegen 20:00 Uhr eintreffen. Achim folgt ihnen auf dem Fuße. Bei mir und Michael dauert es noch eine Weile, Michael hat übrigens noch zusätzlich das Seil zu schleppen. Etwa eine halbe Stunde vor der Essener und Rostocker Hütte (2207m) stellt er fest, dass sich die Sohle an einem Schuh gelöst hat. Kurz darauf kommt uns Axel entgegen und nimmt mir wieder den Rucksack ab.

Alle sind auf der Hütte völlig durchnässt und es gibt keinen ordentlichen Trockenraum. Zumindest die Schuhe werden nass bleiben. Aber wir bekommen noch zu Essen mit Suppe, Reisgericht und Waffeln zum Nachtisch. Nach dem Essen geht es sofort in die Betten. Es ist mittlerweile 22:00 Uhr vorbei.

 

Tag 5

17.Juli 2025 (Johannishütte – Hinterbichl, Neukirchen – FT):

Heute geht es nach dem Frühstück mit dem Venedigertaxi hinunter nach Hinterbichl zum Postbus. An der Außenseite der Hütte befindet sich Telefonkästchen an dem das Taxi bestellt werden kann. Um 07:00 Uhr wird bestellt, Abfahrt ist um 10:00 Uhr, früher geht nicht. Jutta will unbedingt zu Fuß ins Tal wodurch sie unmittelbar nach dem Frühstück aufbricht. Axel und ich können es langsamer angehen lassen. 3 junge Burschen fahren mit, sie wollen es von der Kürsinger Hütte aus versuchen nachdem sie vom Defreggerhaus heruntergekommen waren.

In der Nacht hatte es wieder bis auf 2600m herunter geschneit und die Sicht in der Höhe ist gleich null. Daher sehen wir uns in unserer Entscheidung bestärkt abzubrechen. Das Taxi ist leicht verspätet da, um 10:35 Uhr sind wir an der Bushaltestelle in Hinterbichl. Kurz darauf trifft auch Jutta ein, die in einem Gastgarten das Taxi vorbeifahren sah. Der Kontakt mit Achim und Michael wird hergestellt und 10 Minuten später sind auch sie da, die Gruppe ist wieder vereint.

Bis zur Busabfahrt um 11:50 Uhr ist noch Zeit sich etwas umzusehen. Das Wetter ist jetzt schön und die Sonne brennt. Der Bus nach Matrei fährt pünktlich ab sodass wir um 12:17 Uhr dort ankommen. Hier gilt es wieder umzusteigen in den Bus durch den Felbertauern nach Mittersill. Bis zur Abfahrt um 14:01 Uhr haben wir noch Zeit in das gleich nebenan befindliche Gartencafé des Hotels „Outside“ einzukehren und Kaffee und Kuchen zu genießen.

Auch hier fährt der Bus pünktlich ab wodurch wir fahrplangemäß um 14:40 Uhr in Mittersill am Bahnhof ankommen. Nach kurzem Aufenthalt von ca. 10 Minuten geht es weiter mit dem Schienenersatzverkehr (Bus) der Pinzgauer Lokalbahn nach Rosental Ortsmitte. Von dort den bekannten Fußmarsch zurück zu unseren Autos wo wir kurz vor 16:00 Uhr ankommen. Nach Verstauen des Gepäcks folgt die Verabschiedung von Jutta, die mit ihrem eigenen Auto nach Hause fährt, bevor auch wir uns auf die Heimreise begeben. Der Verkehr läuft gut sodass Frankenthal um 23:00 Uhr erreicht wird und vor Mitternacht alle wohlbehalten zu Hause sind.

 


26.07.2025

Hubert Stadler

Tag 4

16.Juli 2025 (Essener+Rostocker Hütte – Türmljoch – Johannishütte):

Am Vortag Abend hatten wir noch beschlossen es heute langsam anzugehen. Es war ein langer Tag für alle und das miese Wetter hat etwas mürbe gemacht. Achim braucht eine Ruhepause und Michael muss seine Schuhe reparieren, deshalb beschließen sie auf der Essener und Rostocker Hütte zu bleiben. Da keine Wetterbesserung in Sicht und in der Nacht wieder Neuschnee gefallen ist wird die gemeinsame Entscheidung getroffen die Tour abzubrechen. Axel, Jutta und ich wollen noch über das Türmljoch zur Johannishütte gehen. Die Gruppe will sich anderntags im Tal in Hinterbichl wieder treffen um gemeinsam mit dem Bus durch den Felbertauern zu unserem Auto in Neukirchen zurückzukehren.

Gegen vor 10:30 Uhr brechen wir 3 auf, das Wetter ist trocken, die Sonne blinzelt zeitweise durch die Wolken. Beim Überqueren des Maurerbaches über die kürzlich erneuerte und aufgeständerte Brücke kann man die Unmengen von Wasser sehen die zu Tal stürzen. Gegen 12:30 Uhr wird eine ungeplante Mittagspause eingelegt da sich ein Murmeltier direkt neben dem Weg beim Fressen nicht stören lässt. Das muss ausgiebig beobachtet werden.

Gegen 14:00 Uhr wird das Türmljoch (2772m) erreicht und an eine Begehung des Klettersteiges auf das Türml ist nicht zu denken. Es regnet schon wieder eine ganze Weile und die Felsen sind demzufolge klatschnass. Außerdem pfeift ein schneekalter Wind über das Joch. Das bedeutet nur eine kurze Schnaufpause und weiter geht es nun bergab in Richtung Johannishütte, wobei Axel und Jutta wieder vorauseilen. Kurz vor der Hütte ist der Dorferbach zu überqueren, der ebenfalls eine tosende Menge Wasser führt. Auch hier ist eine relativ neue, aufgeständerte Stahlkonstruktion als Brücke ausgeführt. Man hat sich an die Hochwässer angepasst.

Um 16:30 Uhr treffe ich auf der Johannishütte (2116m) ein, Axel und Jutta sind schon eine geraume Zeit da und haben sich mit einem Zimmerkameraden namens Klaus bekannt gemacht. Zur Begrüßung bekomme ich von der Hüttenwirtin, Margit Unterwurzacher, gleich einen augenzwinkernden Rüffel, weil ich morgens nicht schon Bescheid gesagt habe, dass wir nur zu Dritt kommen. Die Plätze hätten noch vergeben werden können. 

Die Hütte sieht innen aus wie neu, hat jeden Komfort mit Warmwasserduschen und auch einen „richtigen“ Trockenraum für die Schuhe. Das Essen ist erste Klasse und lässt nichts zu wünschen übrig.

Nach ausgedehnten Gesprächen mit Klaus, der nächsten Tag zum Defreggerhaus aufsteigen will, kehrt um 22:00 Uhr die übliche Hüttenruhe ein.